Georg Büchners Woyzeck-Fragment


"Literatur die was taugt, hat einen doppelten Boden", hat der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki in einem Fernsehgespräch einmal gesagt, Büchners Dramenfragment hat mehrere. Man versteht die Handlung nicht, wenn man nur die Oberfläche betrachtet. Ein Soldat bringt seine Gefährtin um - und zwar nicht im Affekt, sondern vorsätzlich und mit ritueller Vorbereitung. Wenn, wie man allenthalben meint, Entmenschlichung durch Ausbeutung und Erniedrigung dabei die Hauptrolle spielen, plus Eifersucht, dann wäre die Frage zu stellen, warum dieser Mord, bei dem es sich tatsächlich um eine Hinrichtung handelt, auf der Bühne einen solchen Raum einnimmt. Zumal in der Urfassung des Dramas, dem 1. Handschriftenentwurf (der als erste und einzige Entwurfsstufe den Mordkomplex abhandelt), weder der Hauptmann noch der Doktor mitspielen, d. h. auch kein Rasieren und kein Ernährungsexperiment. Das Buch: Georg Büchner, Dichter Spötter, Rätselsteller. Entschlüsselungen, zeichnet die "doppelten Böden" nach, erklärt die 'verdeckte Rede', für die sowohl die Lieder als auch die Märchenaparabel herausragende und ganz offene Beispiele sind und weist auch nach, dass nicht der historische Woyzeck, sondern Shakespeares 'Hamlet' das Vorbild für Georg Büchners wichtigstes literarisches Werk und die in ihm abgehandelte Beziehungskatastrophe darstellt. Komprimiert finden sich auf dieser Webseite die wichtigsten Informationen zu Inhalt und Form des Woyzck-Fragments.